Möringen: Von außen unscheinbar – eine Baracke etwas abseits der Möringer Dorfstraße. Hinter den Fensterscheiben scheint Licht. Mopeds stehen vor der Haustür. Im Gebäude laute Gespräche und fröhliches Gelächter der Jugendlichen. Links vom Korridor, abseits von den übrigen Räumen, eine Tür. Dahinter ein kleines Zimmer. Wer dort hineingeht, steht inmitten einer Welt der Phantasie, umgeben von den Klassikern der Weltliteratur. Dort ist die Möringer Dorfbibliothek. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, nicht nur Möringer, sondern auch Bücherwürmer, die anderenorts zu Hause sind, sind in der Bibliothek willkommen.
Im April hat Tom Weber die Bibliothek eröffnet. Die Idee hatte der 20-Jährige, der mit einer Behinderung lebt, schon vor Jahren. Es mangelte aber immer am Raum und am Geld, erinnert sich Weber. Von seinem Traum ließ Weber aber nicht ab. Jugendbetreuerin Erika Schmidt hatte dann die Idee, aus dem Raucherraum des Klubs ein Lesezimmer zu machen. Geld gab es von der Gemeinde. Regale stellten die Gemeinde und der Möringer Landfrauenverein zur Verfügung. Zahlreiche Möringer und Einwohner der Nachbarorte spendeten Bücher. Die Dorfbibliothek war geboren.
Unterstützung bei der Verwaltung der Bibliothek und dem Einsortieren der Bücher findet der 20-Jährige bei Sylvia Beau, die auf der Basis eines Ein-Euro-Jobs beschäftigt ist. Beaus Hobby ist das Lesen, und so weiß die Möringerin genau, welche Bände sie den Besuchern empfehlen kann. Viele hat sie nämlich selbst schon gelesen. Tom Weber ist ein Computerfan. Dieses Hobby kann er auch in der Bibliothek ausleben. Alle Exemplare sind elektronisch erfasst.
Mittlerweile zählt Tom Weber in „seiner“ Bibliothek rund 1000 Exemplare. Für jeden Lesegeschmack ist etwas dabei. Sortiert nach Genre steht Buchrücken neben Buchrücken. Die Titel „Tom Sawyer“, „Die Schatzinsel“, „Die Söhne der großen Bärin“ oder „Ronja Räubertochter“ sind auf den Einbänden zu lesen. Weber und Beau kennen den Geschmack der Leser. „Die Krimireihe von Ruth Rendell ist selten im Regal zu finden. Die Bücher sind immer unterwegs“, so Beau. Auch Uta Danella oder Stephen King gehen weg wie warme Semmeln. Tom Weber schwört auf „Dark Angel“ -Bände, die von Hand gehen.
Märchenbücher, Disneybücher und nicht zuletzt Klassiker von Goethe und Schiller sind in der Bibliothek zu finden. Jeweils zu den Öffnungszeiten des Jugendklubs ist die Bibliothek geöffnet. Weber überlegt jedoch, die Bibliotheksöffnungszeiten an bestimmten Tagen zu zentrieren. Tom Weber ist stolz auf seine Bibliothek: „Es ist nur ein kleiner Raum, aber es lohnt sich..“