Tom Weber hat eine geniale Idee: Bücherdienst per „Pendeltasche“ für Menschen mit mobilen Einschränkungen

Zeitungsartikel: 04.07.2014, von Jana Henning

Stendal. „Ich glaube an Schicksal. Und das ist eben meins“, sagt Tom Weber und meint seinen „Mobilen Büchereidienst“. Das ist seine Bestimmung. Weber hat angeborene, körperliche Handicaps. Mitleidige Blicke ärgern ihn. Und wenn die Menschen weghören, nur weil die Aussprache, Mimik und Gestik vielleicht etwas anders sind. Er selbst ist frei von Berührungsängsten, hat einen starken Charakter und ausgeprägten Willen im Kampf um seine Idee. Die ist in der Altmark und weit darüber hinaus einzigartig. Das Konzept „Pendeltasche“ hat sich der 27-Jährige hart, „aber leidenschaftlich gern“ erarbeitet, wie er betont. Nach dem Feierabend in der Tangerhütter Lebenshilfe „geht es oft erst richtig los“, sagt er.

Bereits 50 Nutzer

Die Idee soll vor allem Menschen mit mobilen Einschränkungen dazu verhelfen, an Lesestoff zu kommen. Dazu gehören für Weber auch die vielen älteren Menschen, da sieht er großes Potenzial für seine „Pendeltasche“. Wer diesen Dienst nutzt, meldet sich an und bekommt eine Buchauswahlliste: Ankreuzen, Datum eintragen, abschicken. Mit dem Buch in der Pendeltasche gibt`s einen Ausleihschein, der vier Wochen gilt. Am Stichtag wird das Buch wieder abgeholt.

Verein in Gründung

Die Idee für den mobilen Bücherreidienst per Pendeltasche war schon im Sommer 2008 geboren worden, als Ihn eine Kollegin ansprach, ob er ihr ein Buch aus der Möringer Dorfbibliothek mitbringen könne, die er zwei Jahre zuvor mit aufgebaut hat. Das war die Initialzündung. Inzwischen nutzen bereits 50 Leser die Pendeltasche. Die größte Hilfe erhält Weber von Ilka Füllgraf-Engel, die ihm vor allem logistisch unterstützt. Und vom Möringer Jugendclub, dessen Räume er für seinen ehrenamtlichen „Nebenjob“ nutzen kann.

Sechs Jahre hat es von der Idee bis zur Umsetzung gebraucht. Aufhalten lässt sich Tom Weber auch nicht von der mageren Ausbeute seiner Infopostaktion im letzten Monat. 365 Briefe hatte er verschickt, doch die Rückmeldungen zum Auftakt der Vereinsgründung lassen noch zu wünschen übrig. Die Infoveranstaltung am Freitag, 4. Juli, von 17 bis 19 Uhr in der Dorfbibliothek Möringen ist für jeden gedacht, der den Verein aktiv oder passiv unterstützen möchte. Die Gründung ist der nächste logische Schritt. Denn jetzt gelte es, professionelle Strukturen aufzubauen und an der Logistik zu feilen. Das ist allein nicht zu bewältigen. „Ich bin mit dem Projekt an einer Schwelle, wo ich mehr Unterstützung brauche“, erklärt er den Hintergrund des Vereins, dessen Ziel es ist, Menschen mit mobilen Einschränkungen aller Art eine günstige und schnelle Möglichkeit zu bieten, an Lesestoff zu kommen. „Vielleicht lässt sich das über den sozialen Dienst organisieren“, schwebt ihm vor.

Weber ein „AnStifter“?

Beeindruckt von dem Engagement zeigt sich auch die Altmärkische Bürgerstiftung Stendal, die sich die Förderung regionaler Projekte auf die Fahne geschrieben hat, bei denen ein klares bürgerschaftliches Engagement zu erkennen ist. So könnte Tom Weber ein „AnStifter“ werden – das ist der Name eines Ideenwettbewerbs der Stiftung. Als einer von 15 Nominierten wird Weber sein Konzept am 3. Juli vorstellen. Er hofft natürlich, einen der acht Preise mit nach Hause nehmen zu können. „Das wäre am Tag vor der Vereinsgründung der Hammer“, strahlt er aus leuchtend grün-blauen Augen.

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